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Chronik

Baden Powell hatte die Moderne satt. Deswegen kehrte er dem rauchenden Großstadt-Sümpfen seiner englischen Heimat den Rücken und bereiste als britischer Armee-Offizier exotische Flecken der Welt von Indien bis zum Kap der guten Hoffnung. Aus seinen Erfahrungen entstand 1909 ein Buch namens „Scouting for Boys“, in dem er der englischen Großstadtjugend ans  Herz legte, raus aus der Moderne in die Natur zu gehen und etwas zu erleben. Das Buch war ein Bestseller, insbesondere unter Jugendlichen. Baden-Powell selbst wurde zu so etwas wie dem ersten Influencer der Gegenwart. Und hob dabei so ganz nebenbei die Pfadfinderbewegung aus der Taufe.

In Rhede dürfte der neue Jugendtrend damals auf kein sonderliches Interesse gestoßen zu sein: Jugendarbeit war Aufgabe der Pfarrjugend und raus aus dem Industriemoloch drängte es eigentlich auch noch keinen:  Zur Zeit, als in England „Scouting for Boys“ über die Ladentische ging, staunte man auf Rhedes katholischen Äckern noch über die ziemlich moderne Jungfernfahrt der ersten Eisenbahn Richtung Münster.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Pfadfinderei so langsam ins Gespräch: 1948 tat sich der damals 19jährige Schüler Hans Große-Heilmann mit 8 Freunden und Jugendlichen zusammen und gründete die „St. Georg Pfadfinder Rhede“. Noch im selben Jahr nahm der taufrische Verein am Landeslager des Pfadfinderverbundes in Gemen teil. Der Verein wuchs rausch. Es folgten viele weitere Fahrten, die bis nach Münster und sogar zu den niederländischen Nachbarn führten – keine Selbstverständlichkeit so kurz nach dem Krieg!

Über die 50er und 60er etablierte sich der Verein zunehmend und prägte das Dorfbild mit teils spektakulären Aktionen und viel Engagement für gute Zwecke. Auch der Rheder Karneval und der Eine-Welt-Laden können ihre Wurzeln in die Rheder Pfadfinderei zurückverfolgen. 

Rummelplatzstände, Preisausschreiben, Luftballonwettflug und ein Fahrradrennen zum „Großen Preis von Rhede“, lange vor der ersten Rheder Citynacht – Zum Zwanzigjährigen 1968 zog der Stamm Rhede auf der „Pfadfinderkirmes“ alle Register. Das fand auch seine Würdigung: Man habe „bewiesen, daß ‚Pfadfinden‘ eine der modernsten Formen der Jugendarbeit ist.“, befand das BBV zum Anlass des 20. Vereinsjubiläums.

Nach einer kurzen Zeit des Ruhens Mitte der 1970er lief das Vereinswesen in den 80ern und 90ern unter der Stammesleitung von Manfred Höying und Heiner Renzel zu neuer Blüte auf: Regelmäßiges Engagement für Entwicklungshilfe in der 3. Welt, Zeltlager mit mehr als 100 Teilnehmern ein eigenes Vereinsheim am Terwegenkamp, das sich zwischen 1998 und 2004 jährlich zum Anlass des Scoutstocks in ein Festival-Gelände verwandelte.

Die Jüngsten kennen das Pfadfinderhaus am Terwegenkamp freilich nicht mehr: Unsere Wölflingsmeuten durchstreifen mittlerweile anstelle des Prinzenbuschs das Unterholz an der Pastorengräfte. Seit 2012 bieten nämlich die Räumlichkeiten des St. Gudula Pfarrheims Treffpunkt für eine neue Generation von Pfadfindern. Und spätestens, seit 2018 zum 70. Vereinsjubiläum die alten Scoutstock-Bands noch einmal hier auftreten durften und Gäste aus allen Generationen der Vereinsgeschichte geladen wurden, ist klar: Auch hier ist jetzt Pfadfinderland...

Leicht angepasster Auszug aus Rheder Stadtgespräch 4/2019 (André Grunden)

Über die DPSG

"Verlasst die Welt ein bisschen besser als Ihr sie vorgefunden habt", mit diesem Zitat des Gründers der Pfadfinderbewegung Lord Robert Baden Powell ist eigentlich schon viel über Pfadfinder, deren Grundsätze und Ziele gesagt. Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) zeigt jugendliches Engagement auf vielen verschiedenen Ebenen; sei es der Schutz der immer bedrohteren Umwelt oder die Völkerverständigung in der "Einen Welt".

Durch interkulturelles Lernen und den Einsatz für Weltoffenheit und Toleranz können Pfadfinder schon in der Kindheit lernen, was es heißt Verantwortung gegenüber dem Nächsten zu zeigen. Ein weiterer Schwerpunkt der DPSG liegt in der Behindertenarbeit. Durch integrative Projekte und auch die wöchentlichen Gruppenstunden werden behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche gleichberechtigt.
Als Teil einer weltweiten Bewegung setzt sich die DPSG seit jeher für Frieden, wechselseitiges Verständnis und solidarisches Handeln in den Beziehungen zwischen den Völkern ein. Die DPSG ist Mitglied in der internationalen Organisation WOSM ( World Organisation of Scout Movement.
Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg ist mit mehr als 100.000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der größte katholische Jugendverband in Deutschland. 
Die DPSG ist in 4 verschiedene Alterstufen aufgeteilt; die Jüngsten (Wölflinge) fügen sich aus 8-11 jährigen Jungen und Mädchen zusammen, die Gruppen der Jungpfadfinder bestehen aus Jugendlichen zwischen 11 und 13 Jahren, im Alter von 14-16 Jahren nennen sich die Mitglieder dann Pfadfinder und die 18- 21-Jährigen sind die ältesten Gruppen, die Rover.
Alle Gruppen werden von Leitungsteams, bestehend aus 3-4 jungen Erwachsenen, durch die wöchentlichen Gruppenstunden, Sommerlager, Hikes und andere Unternehmungen geleitet.
Um einen pädagogisch wertvollen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen zu erreichen werden die erwachsenen Leiter nach modernen Ausbildungskonzepten fortgebildet. (Mehr dazu z.B. in der Anlage "das Ausbildungskonzept der DPSG in der Diözese Münster")
Die DPSG ist in 25 Diözesen unterteilt, in denen mehr als 1200 Stämme in 137 Bezirken ehrenamtliche, verbandliche Jugendarbeit leisten.
Bei der DPSG sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam auf dem Weg. In den Gruppen erleben die Gleichaltrigen Gemeinschaft und übernehmen schrittweise Verantwortung für sich und die Gruppe unter Berücksichtigung der Wünsche und Bedürfnisse jedes Einzelnen.

© aus: Projektarbeit zur Sponsorensuche für das Scoutstock (Georg Kentrup)

Geschichte der DPSG

Im Jahr 1907 veranstaltet der spätere Gründer der Weltpfadfinderbewegung, Lord Robert Baden Powell auf Brownsea Island in Großbritannien mit 22 Jungen aller sozialen Schichten das erste Zeltlager. Er probiert hier erstmals sein Konzept einer Pädagogik des Erlebens und der Verantwortung für den Einzelnen und die Gruppe. 1909 führt der Stabsarzt Dr. Alexander Lion den Pfadfindergedanken in Deutschland ein. Er "erfindet" das Wort "Pfadfinder" und nimmt die Konzepte Baden- Powells als Vorbild für Jugendarbeit in Deutschland. 1922 gründet sich dann die Weltpfadfinderbewegung, die heute mehr als 34 Millionen Mitglieder hat.


In den Wirren des nationalsozialistischen Deutschlands der 30er Jahre verbietet das Regime 1934 das Tragen der pfadfindertypischen Kluft und der Druck wächst weiter so das sich der Georgspfadfinder nicht mehr öffentlich zu seinem Verband bekennen kann. 1937 kommt es zur Auflösung der ersten Pfadfinderschaften in Münster und anderen Städten durch die Gestapo. 1938 wird die DPSG offiziell verboten und aufgelöst, im Untergrund jedoch nehmen einzelne Mitglieder Bedrohung und Verfolgung auf sich, weil sie am pfadfinderischen Leben als eigenständige Alternative gegen die Repression des Nationalsozialismus festhalten. In dieser Zeit werden auch erste interkulturelle Kontakte geknüpft, die die Grundlage für spätere Verständigung und Projekte bilden.
Nach Beendigung des 2. Weltkriegs gründen sich viele Pfadfindergruppen auf örtlicher Ebene neu. 1947 wird der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) durch die DPSG mitbegründet und langsam kehren wieder normalisierte Verhältnisse ein. 1956 wird in Westernohe im Westerwald eine Begegnungsstätte für behinderte und nicht behinderte Menschen von Pfadfindern in Eigenarbeit errichtet. Am gleichen Ort entsteht später das Bundeszentrum der DPSG.
1961 findet die erste bundesweite Jahresaktion für körperbehinderte Jugendliche statt. Mehr als 250.000 DM werden in den unterschiedlichen Ebenen durch verschiedene Aktionen gesammelt. Die Einführung der Jahresaktion "Flinke Hände, Flinke Füße" hat seitdem eine lange Tradition und aktiviert jährlich den gesamten Verband gegen Missstände zu demonstrieren und mit finanzieller und moralischer Unterstützung hilfsbedürftigen Menschen auf der ganzen Welt unter die Arme zu greifen. So wendet dich die Solidaritätsaktion 1990 gegen die Verschärfung der Asyldebatte mit dem Motto "Wir haben Platz im Boot". 1995 werden im Rahmen der Solidaritätsaktion Ruanda 700.000 DM für das kriegsgeschüttelte Land gesammelt und außerdem 20 verfolgte ruandische Pfadfinder in Deutschland aufgenommen und von der DPSG aufgenommen.
In den 90er Jahren finden immer wieder Großveranstaltungen und auch fortwährend projektorientiertes Arbeiten in den einzelnen Gruppen statt. Hier werden Themen wie die interkulturelle Verständigung, Kindermitbestimmung und Umweltschutz behandelt.

© aus: Projektarbeit zur Sponsorensuche für das Scoutstock (Georg Kentrup)

Die Struktur der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg ist recht vielschichtig und beinhaltet viele moderne Pädagogik- Konzepte. Um nicht auf alle einzelnen Gebiete einzugehen, erscheinen hier zwei inhaltliche Schwerpunkte: 

Tätige Solidarität in der "einen Welt":

Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen heute in einer multikulturellen Umgebung auf. Dies ist bei den Mitgliedern unserer Gruppen nicht anders. Ob bei der Urlaubsreise in ferne Länder oder beim Surfen im Internet, ob beim Einkaufen im türkischen Geschäft oder beim Gespräch mit Klassenkameraden aus Rußland: Erfahrungen mit Menschen anderer kultureller Herkunft sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das geht nicht immer reibungslos von statten. Konflikte und Vorurteile bestimmen häufig das Bild.
Als christliche Pfadfinder sind wir Teil einer internationalen Bewegung. Deshalb ist unsere Position klar: Ausgrenzung und Deutschtümelei sind nicht unsere Sache. Im Gegenteil: Wir finden es spannend, Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen und gemeinsam nach Wegen für ein demokratisches Miteinander zu suchen. Ein solches interkulturelles Lernen fordert aber auch unser Engagement: Intoleranz und Rassismus treten wir entgegen und setzen uns für eine offene, multikulturelle Gesellschaft ein. Gerade bei diesen leider sehr aktuellen Frage findet man viele Beispiele des Engagement gegen Rechtsextremismus und Gewalt an ausländischen Mitbürgern.
Viel interkulturelle Verständigung läuft aber vor allem in den Gruppen vor Ort. Durch spielerische Auseinandersetzung mit dem "Fremden", durch internationale Begegnungen und und und

 

Umweltpädagogische Ansätze in der DPSG:

Umweltpädagogik in der verbandlichen Jugendarbeit, das heißt mit Sicherheit nicht nur mit den Kindern und Jugendlichen "Müll im Wald sammeln" oder die "Demo gegen Atomenergie" durch zuführen. Es bedeutet vielmehr die Vermittlung eines grundlegenden Verständnisses für Umweltproblematiken, sinnvoller Umgang mit "Gottes Schöpfung", und das Übernehmen von Verantwortung für den eigenen Lebensraum. Durch die Technisierung des alltäglichen Lebens auch schon während der Kindheit und Jugend in der heutigen Zeit sind diese Grundlagen schon lange nicht mehr selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, den Mitgliedern in der ständigen projektorientierten Gruppenarbeit ein Gespür für die Prägnanz der aktuellen und auch zukünftigen Lage der Natur zu vermitteln. Die Jugendlichen werden aufgefordert, gegen die stete Zerstörung ihres eigenen Lebensraumes einzustehen und sich für alternative Möglichkeiten und Lösungen einzusetzen.. So sind in der kreativen Realisierung dieser Ansätze den einzelnen Gruppenleitern und später auch Gruppen selbst keine Grenzen gesetzt. 
Als Beispiele hierfür kann man z.B. bei den Jüngsten ( Wölflinge) thematische Arbeit unter dem Oberbegriff "Wasser" finden. So werden verschiedenste Fragestellungen mit den Kindern erarbeitet und das oben angesprochene Gespür wird aktiviert. Bei älteren Gruppen geht es dann weiter mit dem (z.B. Lager-) Leben auf ökologisch sinnvollen Grundlagen bis hin zum fast schon politischen Handeln gegen Umweltzerstörung und Missbrauch natürlicher Ressourcen.
Gerade auch durch die Bindung an die katholische Kirche und die damit grundsätzlichen moralischen Werte die die mitteleuropäische Kultur beinhalten, sehen wir uns in der Verantwortung den Jugendlichen, frei nach dem Grundsatz "learning by doing" (Baden-Powell), den Schutz der Umwelt als einen der wichtigsten Grundsteine menschlichen Zusammenlebens zu vermitteln. 
Die Verknüpfung der verschieden pädagogischen Komponenten zeigt sich an vielen Stellen des Verbandes: So wird durch die Unterstützung der Organisation "Transfair" (eine Handelsgesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat ausschließlich fair-gehandelte Lebensmittel, d.h. z.B. ökologisch angebaute und mit gerechter Bezahlung vergütete Rohstoffe zu verwenden) eine Kombination aus Interkulturalität und Umweltverständnis erzielt. Durch die Integration behinderter Menschen wiederum in diese Konzepte wird ein weiterer Schwerpunkt mit den anderen verknüpft usw...

© aus: Projektarbeit zur Sponsorensuche für das Scoutstock (Georg Kentrup)

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